Ein Entwicklungsroman beschreibt die geistig-seelische Entwicklung einer Hauptfigur in ihrer Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Umwelt.
Es geht in einem solchen Roman daher um die Entwicklung eines Menschen – nicht um eine Liebesaffäre, nicht um einen Mord oder Kriminalfall und auch nicht um eine Reisebeschreibung. Daher sind die Charaktere in einen Entwicklungsroman die zentralen Elemente – sie müssen eine Vorgeschichte haben, und sich in dem Roman auf die Reise ihrer Entwicklung begeben.
Komm mit mir!
Komm mit mir auf die Reise – in diesem Artikel. Wir begeben uns gemeinsam in den Westen Deutschlands, in die Eifel und nach Aachen. Ich möchte Dir die Charaktere aus Annas Blut vorstellen. Es sind zwei Haupt- und zwei Nebenfiguren. Jede für sich ist liebenswert, aber jede hat auch ihre Ecken und Kanten.
Wer ist Anna Wunderle? Die Hauptfigur aus „Annas Blut“
Anna ist 49 Jahre alt und Meteorologin. Das ist ein ungewöhnlicher Beruf, den sie sehr liebt. Sie arbeitet seit vielen Jahren als Wettermoderatorin beim Fernsehen, bei einem kleinen Fernsehsender, für den sie die Wettervorhersagen moderiert.
Klar, dass Anna gerne Menschen um sich herum hat. Dass sie es liebt, auf der Bühne zu stehen, dass sie ihre ganze Energie aus dem feedback der Menschen um sie herum erhält.
Denn Energie hat sie und die braucht sie, besonders für ihre Familie, die aus ihrem Mann Oliver und ihrer 19 jährigen Tochter Ronja besteht. Beide sind anspruchsvoll und somit hat Anna alle Hände voll zu tun, das Familienleben mit dem aufregenden Job zu koordinieren. Annas besondere Eigenschaft ist aber, dass ihr das nicht ausreicht – Familie und Arbeit. Sie braucht so viel mehr – Freundinnen, Bekannte, ihren Chor, ihre Brüder, ein großes Netzwerk an Menschen und immer Gesellschaft. Ein Leben wie im Hamsterrad – immer aktiv und auf Achse.
Es ist kein Wunder, dass Anna ihre Krebsdiagnose, die sie zu Beginn der Geschichte erhält, nicht richtig wahrnimmt. Was soll das schon bedeuten – ein schlechtes Blutbild, ein paar weiße Blutkörperchen zu wenig im Blut.
Erst ein Arztgespräch rückt Annas Einstellung gerade und sie begibt sich in die lange Therapie ins Krankenhaus.
Damit beginnt ihre Reise durch einsame Wochen in der Klinik und durch ein völlig verändertes Leben danach. Die lebenslustige Anna muss sich wegen ihres zerstörten Immunsystems von anderen Menschen isolieren und mit sich selbst beschäftigen. Sie muss eine Entwicklung machen von einem Leben im „Außen“ zu sich selbst.
Eine Entwicklung, die vielleicht jeder schon einmal miterlebt hat. Ein Weg, auf dem man sich die Frage stellt: Wer bin ich eigentlich? Was ist mir wichtig? Und warum sind bestimmte Dinge mir so wichtig, dass ich dafür mein Leben hergeben würde?
Der Antagonist – der zweitwichtigste Charakter in einem Entwicklungsroman
In Annas Blut ist Oliver der Antagonist der Geschichte. Oliver ist der gewissenhafte, ordnungsliebende Rechtsanwalt, der seine Lebensträume noch nicht ausgelebt hat. Sein größter Traum ist es zu segeln. Weit weg zu segeln, über den Atlantik bis in die Karibik, an einem Stück. Für diesen Traum lebt er seit vielen Monaten und bereitet sich akribisch vor.
Es ist ein Traum, den viele Männer kennen. Nur der Himmel, das Meer und ein Boot. Achja. Und Anna. Denn Anna liebt er seit vielen Jahren. Obwohl sie so anders ist als er.
Anna und Oliver leben in der Eifel, nicht weit weg entfernt von Aachen. Von hier aus sind sie schnell an der holländischen Küste, wo ihr Segelboot liegt, mit dem sie über den Atlantik fahren wollen.
Nur dumm, dass Anna diese Krebsdiagnose erhält und sich der schwerwiegenden Knochenmarktransplantation unterziehen muss. Auch Oliver muss sich im Laufe der Geschichte weiterentwickeln, denn die Segelreise kann so, wie er es sich vorgestellt hat, nicht stattfinden. Der drohende Verlust seines Traumes macht etwas mit ihm und wird zum Konflikt zwischen Anna und ihm.
Das ist wie im richtigen Leben, in Zeiten der Krisen können unterschwellige Konflikte nicht weiter verdrängt und zugedeckt werden. Wie Anna und Oliver mit diesen umgehen, das möchte ich hier noch nicht verraten. Nur so viel, es ist bestimmt nicht langweilig.
Die Nebenfiguren des Entwicklungsromans
Die Nebenfiguren kommen mit dem Protagonisten in Kontakt, aber die Hauptgeschichte dreht sich nicht um sie. Sie unterstützen oder hemmen den Protagonisten bei der Erreichung seines Ziels. Dennoch sind Nebenfiguren wie das Salz in der Suppe – sie können eine Geschichte zu strahlen bringen.
Ich möchte Dir zwei Nebenfiguren hier vorstellen –
Das erste ist Ronja, Anna und Olivers Tochter. Ronja ist 19, Biologie-Studentin und unordentlich, so wie ihre Mutter. Ronja hält die Familie zusammen, sie ist das Bindeglied zwischen Anna und Oliver. Zusammen sind die drei ein gutes Team, bis zu dem Tag, an dem Ronja zum Studium nach Amerika geht. Der Tag, an dem Annas Herz fast bricht, weil sie ihre nicht mehr ganz so kleine Tochter gehen lassen muss. Auf dass sie stärker, größer, wilder wird als ihre Mutter. Auf dass sie das Glück findet, dem Anna in ihrem Leben immer noch hinterherjagt.
So wie Lola den Vögeln auf dem Feld hinter Annas und Olivers Haus.
Moment mal – wer ist jetzt Lola?
Magst Du Hunde?
Lola würdest Du mögen. Lola ist eine große Berner Sennenhündin, mit großen weißen Tatzen, die aussehen, als gehörten sie zu einem Eisbären. Und mit espressofarbenen dunklen Augen unter braunen Augenbrauen. Lola ist ein Findelkind, ein Hund, der entlaufen ist und verletzt im Wald liegt.
Ein Glück, dass Anna sie findet und mit nach Hause nimmt. Aber Lola ist nicht der große sanfte Teddybär, nach dem sie aussieht. Lola ist erst einmal schreckhaft, scheu und schlägt daher schon einmal um sich. Anna hat alle Hände voll zu tun, um Lola zu führen und sie zu ihrer Begleiterin zu machen. Als sie fast schon aufgeben will, wendet Lola sich ihr zu. Und zeigt ihr, dass sie eine treue Gefährtin für die schwache Anna werden möchte. So macht auch Lola im Laufe der Geschichte eine gewaltige Entwicklung durch. Sie wird vom wilden Rabauken zur unersetzlichen Hilfe für eine geschwächte Anna.
Vier Charaktere eines Entwicklungsromans
Nun hast Du das Wichtigste über vier Figuren des Entwicklungsromans „Annas Blut“ gelesen. Es gibt natürlich noch mehr Charaktere, aber die lernst Du in einem der nächsten Artikel kennen.
Ich freue mich, dass Du mir bis hierher gefolgt bist. Anna, Oliver, Ronja und Lola sind mir in den letzten 3 Jahren sehr ans Herz gewachsen. Wenn Du wissen möchtest, wie aus diesen Figuren ein ganzer Roman entstanden ist, melde Dich doch einfach für meinen Newsletter an. Ich nehme Dich dann einmal im Monat mit auf die Reise zu Anna und Oliver. Und wenn Du dich selbst für das Schreiben interessierst, erhältst Du wertvolle Tipps zum Loslegen.
Foto von Dinu J Nair on Unsplash
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